Pestizide: Wo werden sie eingesetzt und wo findet man sie hinterher?

Per Definition handelt es sich bei Pestiziden um chemische Substanzen, die eine Pflanze vor Schäden bewahren sollen; ein Pflanzenschutzmittel. Unterteilen kann man diese Gruppe chemischer Verbindungen in:

  • Herbizide gegen Unkräuter (oder politisch korrekt „Beikrautregulierung“),
  • Insektizide gegen Insekten,
  • Fungizide gegen Schimmelpilze,
  • Rodentizide gegen Nager,
  • Molluskizide gegen Schnecken, usw.

Die möglichen Verwendungszwecke sind groß, und aus Verbrauchersicht stellt sich häufig die Frage, wo man mit den verschiedenen Pestiziden in Berührung kommt. Hierzulande werden Pestizide sehr gezielt eingesetzt, und es werden auch nur die Mengen verwendet, die wirklich benötigt werden. Dabei geht es dem Landwirt nicht nur um Umweltschutz sondern auch um wirtschaftliches Arbeiten, denn Pestizide sind teuer. Außerdem werden die Bauern hier von den örtlichen Beratern der Pflanzenschutzmittelproduzenten gut darüber informiert, wie man mit Pflanzenschutzmitteln umgeht, und welche eingesetzt werden können, damit die produzierten Lebensmittel den Kriterien der gesetzlichen Rückstandshöchstmengen-Regelung entsprechen. Gleichzeitig wird den Bauern so natürlich auch nahe gebracht, dass es ohne Pestizide nicht geht.

In der Öffentlichkeit sind die Wirkstoffe, die sich in den Pestizid-Formulierungen befinden, meist nicht präsent. Nur wenige sind öffentlich bekannt. Hierzu zählen Glyphosat, 2,4-D als Bestandteil des Agent Orange, Diuron als Bahngleisherbizid, DDT als „früher“ eingesetztes Insektizid, Imidacloprid als Bienen gefährdendes Mittel, Pyrethrum als Hausmittel und vielleicht noch Cypermethrin als Mottenschutzmittel in Teppichen. Im Einsatz befinden sich aber nach wie vor 300 bis 350 Verbindungen von den ca. 2000 bekannten Pestiziden.

Pestizide im Trinkwasser

In Deutschland regelt die Trinkwasserverordnung die zulässigen Gehalte von Pflanzenschutzmitteln im Trinkwasser. Der einzelne Stoff darf die Menge von 0,1 µg/L und die Summe aller nachgewiesenen Pestizide darf die Konzentration von 0,5 µg/L nicht überschreiten.

Pestizide können in das Wasser eingetragen werden, wenn landwirtschaftlich genutzte Flächen in der Nähe des Gewässers liegen. Nutzt man das Oberflächenwasser für die Trinkwassergewinnung, können auch Pflanzenschutzmittel enthalten sein. Außerdem kann es vorkommen dass die Pestizide ins Grundwasser sickern, häufig werden sie jedoch auf dem Weg durch die Bodenschichten adsorbiert und / oder metabolisiert (abgebaut). Es kann Jahre dauern, bis ein ausgebrachtes Pestizid in der Grundwasserschicht ankommt. Weitere Eintragsquellen sind die Reinigung landwirtschaftlicher Spritzgeräte und die unzulässige Entsorgung von Restbeständen. Bei dem Reinigen von Erntegut, beispielsweise Kartoffeln, können ebenfalls Pestizide in die sogenannten Vorfluter gelangen. Nach Aussage des „Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit und des Umweltbundesamtes an die Verbraucherinnen und Verbraucher über die Qualität von Wasser für den menschlichen Gebrauch  (Trinkwasser) in Deutschland“ aus dem Jahr 2015 für den Berichtszeitraum 2011 bis 2013 waren es insbesondere die Pestizide Bentazon, Bromacil, Chloridazon-desphenyl, Desethylatrazin, Ethidimuron, Glyphosat, Isoproturon und N,N-Dimethylsulfamid, deren Gehalt zeitweise über dem Trinkwassergrenzwert lag. Die Prüfdichte für Pestizide lag jedoch um den Faktor 1000 und mehr unter dem für Bakterien. Über Abhängigkeiten der Pestizidbefunde von der Jahreszeit wurden keine Aussagen gemacht. Die Zahl von Befunden über dem Grenzwert lag 2012 bei über 50% der Proben und verbesserte sich 2013 auf unter 30%. Die Werte zeigen, dass durchaus mit Pestizidspuren im Trinkwasser zu rechnen ist, auch wenn sie in den meisten Fällen unterhalb des Grenzwertes der TVO liegen. In der Hauptsache handelt es sich um Herbizide (Unkrautvernichtungsmittel).

Kläranlagen und auch Anlagen zur Gewinnung und Aufbereitung von Trinkwasser entfernen einen Teil der Pestizidrückstände aus dem Wasser. Hierzu werden in industriellem Maßstab Filter mit verschiedenen adsorbierenden Materialien wie Aktivkohle sowie Sickerbecken eingesetzt. Selbst mit diesem großen Aufwandt können die Pestizidgehalte nur reduziert, nicht aber gänzlich eliminiert werden. Gleiches gilt übrigens für Rückstände von Antibiotika und anderen Arzneimitteln. In Deutschland können wir davon ausgehen, dass unser Leitungswasser Pestizide nur unterhalb der Grenzwerte der Trinkwasserverordnung enthält.

Bringen zusätzliche Wasserfilter in der Hausleitung oder im Haushalt etwas?

Wasserfilter mit Aktivkohle können solche Pestizide aus dem Wasser filtern, die an der Aktivkohle adsorbieren. Dies sind bevorzugt planare und aromatische Moleküle. Eine Reihe von Pestiziden, insbesondere die polaren, gut wasserlöslichen Herbizide, läuft jedoch ungehindert durch einen solchen Filter hindurch.

Komplett eliminiert werden Pestizide bei richtig eingestellten Umkehrosmosefiltern. Diese holen jedoch auch jegliche Mineralien und Spurenelemente, wie Magnesium und Kalzium aus dem Wasser, weshalb es als Lebensmittel dann nur noch bedingt tauglich ist. Gegen Aufpreis werden Mineralmischungen angeboten, die diesem Reinstwasser wieder zugesetzt werden sollen.

Filter im Allgemeinen haben den Nachteil , dass sie schnell verkeimen. Zudem ist häufig nicht ersichtlich, wann ein Filter erneuert werden muss. Dies hängt neben der Menge an durchlaufendem Wasser natürlich auch von der Mineral- und Schadstofffracht des Wassers ab. Der Mineralgehalt lässt sich dabei noch mittels einfacher Sensoren quantifizieren, nicht jedoch der Gehalt an organischen Schadstoffen. Ob ein Filter angeschafft werden sollte, kann eine erste Wasseranalyse von my-lab International auf Pestizide und Schwermetalle zeigen.

Unsere Empfehlung ist daher: Wenn Sie Wasserfilter nutzen, müssen diese regelmäßig gewartet oder ausgetauscht werden. 

Pestizide in Lebensmitteln

Nahrungsmittel sind unsere Hauptaufnahmequelle für Pestizide. Der weltweite Pestizideinsatz steigt weiter an und die Empfindlichkeit der Analysenmethoden wird immer besser. Die Anzahl der Höchstmengenüberschreitungen jedoch nimmt ab und dadurch verliert das Thema in den Medien zunehmend an Bedeutung. Nur Einzelfälle, wie Glyphosat in Bier werden von der Presse aufgegriffen. Mögliche Gründe dafür, dass die Höchstmengenüberschreitungen weniger werden sind:

  • häufigerer Wirkstoffwechsel (damit verbunden ist ein reduzierter Einsatz der einzelnen Wirkstoffe)
  • Verwendung von Spritzmittelmischungen
  • Verwendung von wirksameren Mitteln
  • Verwendung von Mitteln, die schneller abgebaut werden
  • Verwendung von Mitteln, die im sogenannten Pestizidscreening (Messung von 500 – 700 Pestiziden in einem Rutsch) nicht erfasst werden.
  • Einhaltung der Anwendungsfristen
  • zunehmender Einsatz von BT (Bazillus Thuringiensis)

Es gibt auch heute noch Obst- und Gemüsesorten, bei denen die Wahrscheinlichkeit, dass man in der Labor Analyse Rückstände findet, höher ist als bei anderen. Hierzu gehören nach wie vor die Erdbeeren, die Kirschen, die Weintrauben. Schwarztee aus Asien oder Kräutertee zählen ebenfalls zu den höher belasteten Lebensmitteln.

Speziell beim Schwarzen Tee machen ein Großteil der positiven Befunde das Anthrachinon und das Nikotin aus, bei diesen chemischen Verbindungen ist nicht abschließend geklärt, ob sie als Pestizid eingesetzt wurden oder aber aus ubiquitären oder anderen Quellen stammen, beispielsweise von den rauchenden Teepflückern.

Es gibt zudem regional deutliche Unterschiede hinsichtlich der Pestizidbelastung. Ein Ranking der Nationen würde ungefähr so aussehen: China, Türkei, Italien, Spanien, Holland. In Europa hat insbesondere der von Greenpeace ausgehende Druck auf die Discounter in den 90er Jahren dazu geführt, dass Obst und Gemüse fast lückenlos kontrolliert wird, und die Zulieferer Gefahr laufen, ausgelistet zu werden, wenn ihre Ware nicht den Kriterien der Discounter entsprechen. Die Qualitätskriterien der Discounter sind meist noch schärfer formuliert, wie die gesetzlichen Regelungen.

Sind Bio Lebensmittel besser?

Bezüglich der Pestizidrückstände eindeutig ja. Der Prozentsatz der Bio-Produkte, bei denen der „Pestizidgrenzwert“ für Ökoware überschritten wird, ist jedoch in einer vergleichbaren Größenordnung wie der Prozentsatz der konventionellen Produkte, bei denen der Pestizidgrenzwert für Waren aus dem konventionellen Anbau überschritten wird. Mit anderen Worten: der Anteil der schwarzen Schafe ist im Bio-Bereich genauso hoch wie im konventionellen Bereich, aber die Pestizidegehalte sind im Durchschnitt deutlich niedriger.

Was ist mit Babyfood?

Am besten kontrolliert wird übrigens Babykost. Neben dem generellen Pestizid Grenzwert von 0,01 mg/kg legt die Diät-Verordnung für ausgesuchte Pflanzenschutzmittel mit höherer akuter Toxizität Grenzwerte fest, die noch unter dem für Bio-Ware liegen. Die Babykost-Hersteller betreiben einen enormen Aufwand, damit ihre Ware hinsichtlich der Pestizidrückstände einwandfrei ist und  nicht in einem Satz zusammen mit Pflanzenschutzmitteln genannt wird.

Fazit:

Die Bewertung, ob der Pestizideinsatz notwendig ist oder nicht, erfolgt oft vor einem ideologischen und wirtschaftlichen Hintergrund. Wahr ist, dass eine Agrarindustrie Pestizide braucht. Ob jedoch 10 Mrd. Menschen nicht ohne Pestizideinsatz ernährt werden können, bleibt eine Hypothese. Nach wie vor verlieren wir ca. 30 % der Ernte durch unzureichende Lagermöglichkeiten. Wenn man diese Ressourcen konsequent ausschöpfen würde, ließe sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sicherlich reduzieren.

Pestizidanalysen bei my-lab:


Laboranalyse: Pestizide in Ölsaaten

Pestizide in Ölsaaten und fetthaltigen Matrices (Screening auf ca. 650 Verbindungen)

FPFX1

Downloads:

Für Businesskunden


Laboranalyse: Pestizide in Getreide/Leguminosen

Pestizide in Getreide/Leguminosen (Screening auf ca. 650 Verbindungen)

FPCX1

Downloads:

Für Businesskunden


Laboranalyse: Pestizide in Fetten und Ölen

Pestizide in Fetten und Ölen (Screening auf ca. 650 Verbindungen)

FPFX2

Downloads:

Für Businesskunden


Laboranalyse: Pestizide im Tee, in teeähnlichen Erzeugnissen und in Kräutern

Pestizide in Tee, teeähnlichen Erzeugnissen, Kaffee (Screening auf ca. 650 Verbindungen)

FPLX2

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Für Businesskunden


Laboranalyse: Pestizide in Trockenfrüchten

Pestizide in Trockenfrüchten und Honig (Screening auf 650 Verbindungen)

FPLX3

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Für Businesskunden


Laboranalyse: Pestizide in Gewürzen

Pestizid-Screening in Kräuter und Gewürze auf ca. 600 Verbindungen

FPLX4

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Für Businesskunden


Laboranalyse - Pestizid: Glyphosat in Lebensmitteln und Futtermitteln

Pestizid: Glyphosat in Lebensmitteln und Futtermitteln

FPG01

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Für Businesskunden


Laboranalyse: Ethephon in trockenen, pflanzlichen Lebensmitteln

Ethephon in trockenen, pflanzlichen Lebensmitteln

FPE02

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Für Businesskunden


Laboranalyse: Chlomequat/Mepiquat in Lebensmitteln und Futtermitteln

Chlormequat/Mepiquat in Lebensmitteln und Futtermitteln

FPCCC

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Für Businesskunden


Laboranalyse: Dithiocarbamate in Lebensmitteln und Futtermitteln

Dithiocarbamate in Lebensmitteln und Futtermitteln

FPE01

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Für Fragen zur Analytik können Sie sich gerne an uns wenden: mail@my-lab.com oder 030-233215800


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  • Titelbild + Beitragsbild | Quelle: my-lab International | Modifiziert von my-lab International